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Saudischer Arzt, der bei einem Anschlag auf deutschen Weihnachtsmarkt sechs Menschen tötete, steht vor Gericht

Ein saudi-arabischer Arzt steht seit Montag wegen Mordes vor Gericht, nachdem er im vergangenen Jahr bei einem Anschlag mit einem Auto auf einem Weihnachtsmarkt in der deutschen Stadt Magdeburg sechs Menschen getötet hatte.

Der 51-jährige Verdächtige, Taleb al-Abdulmohsen, wurde per Hubschrauber zu einem eigens für den Prozess eingerichteten provisorischen Gerichtssaal in der ostdeutschen Stadt gebracht und saß hinter einer schusssicheren Glasscheibe.

Bei dem Angriff am 20. Dezember kamen fünf Frauen und ein Junge ums Leben, viele weitere Menschen wurden verletzt. Der Angeklagte wird vor dem Landgericht Magdeburg wegen sechsfachen Mordes und 338-fachen versuchten Mordes angeklagt. Der Prozess ist bis März angesetzt. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Staatsanwalt Matthias Böttcher erklärte vor Gericht, al-Abdulmohsen habe aus „angeblich persönlicher Frustration“ gehandelt und versucht, „so viele Menschen wie möglich zu treffen“, um die „Aufmerksamkeit zu erlangen, die er wollte“, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Im deutschen Rechtssystem gibt es keine formellen Schuldbekenntnisse. Doch der Angeklagte sagte vor Gericht: „Ich war derjenige, der das Auto gefahren hat.“

Er machte zunächst keine weiteren Angaben und äußerte keine Entschuldigung, berichtete dpa. Stattdessen sprach er über angebliche Vertuschungen durch die Polizei und kritisierte die Medien, woraufhin ihn der vorsitzende Richter ermahnte, sich auf das eigentliche Verfahren zu konzentrieren.

Ermittler erklärten, dass der Angriff mit einem gemieteten BMW X3 verübt wurde, der während der Amokfahrt Geschwindigkeiten von bis zu 48 km/h erreichte. Laut Anklageschrift stand der Mann nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und handelte offenbar aus Unzufriedenheit mit dem Ausgang eines Rechtsstreits und dem Scheitern verschiedener Strafanzeigen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass er Komplizen hatte oder unter extremistischem Einfluss stand.

Behörden sagten, der Verdächtige entspreche nicht dem üblichen Profil extremistischer Täter. Der Mann habe sich selbst als Ex-Muslim beschrieben, sei stark islamkritisch eingestellt gewesen und habe in den sozialen Medien Sympathien für die extreme Rechte geäußert. Er war den Behörden bereits wegen bedrohlichen Verhaltens bekannt, jedoch nicht wegen Gewalttaten aufgefallen.

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