Hohe Strompreise in Deutschland – Ärger in Norwegen und Schweden
Die aktuelle Windflaute lässt die Strompreise in die Höhe schnellen – und das betrifft nicht nur deutsche Unternehmen, sondern sorgt auch bei den europäischen Nachbarn für Ärger.
In der Nordsee lässt der Wind nach, während in Deutschland dichte Wolken die Produktion von Solarstrom verringern. Diese sogenannte Dunkelflaute führt zu einem Anstieg der Strompreise an den Börsen, die am Donnerstag kurzzeitig auf 936 Euro/MWh kletterten – der höchste Wert seit Juni. Besonders betroffen sind Unternehmen, die kurzfristig Strom einkaufen müssen, wie etwa die Stahlindustrie.
Doch auch die Nachbarländer bekommen die hohen Preise zu spüren und reagieren verärgert. Die schwedische Energieministerin Ebba Busch äußerte auf der Plattform X ihre Frustration: „Die Strompreis-Achterbahnfahrt ist unerträglich. Morgen wird der Strompreis in Südschweden zwischen 17 und 18 Uhr mehr als 8 Kronen pro Kilowattstunde betragen.“
Sie macht zudem die Abschaltung von Kernkraftwerken für den Anstieg verantwortlich: „Wenn der Wind nicht weht, steigen die Strompreise in diesem gescheiterten Energiesystem, wie die deutschen Preise von etwa 10 Kronen pro Kilowattstunde zeigen.“ Schweden plant nun, weitere Atomkraftwerke ans Netz zu bringen. Das Land bezieht Strom sowohl aus eigenen Quellen als auch von seinen Nachbarn, wobei Deutschland einer der größten Exporteure ist.
Schweden fordert eine Aufteilung des deutschen Strommarktes, um die Preise auszugleichen. Fredrik Olovsson, ein Vertreter der regierenden Sozialdemokraten, erklärte gegenüber dem schwedischen Aftonbladet: „Deutschland hat viel Produktion im Norden, und dort würden die Preise mit einer Aufteilung der Stromgebiete, die nationale Ungleichgewichte ausgleicht, gesenkt werden.“
Auch Norwegen ist von der aktuellen Flaute betroffen. Der Windmangel in Deutschland und in der Nordsee wird die Strompreise in Südnorwegen am Donnerstagnachmittag auf 13,16 NKr (1,09 Euro) pro Kilowattstunde ansteigen lassen – der höchste Wert seit 2009 und fast zwanzigmal so hoch wie noch in der Vorwoche, berichtete die Financial Times. Norwegens Energieminister Terje Aasland bezeichnete die Lage als „eine absolut beschissene Situation“. Er sagte, man prüfe, die Leitungen zu Dänemark, über die Norwegen ebenfalls Strom bezieht, abzuschalten und die Vereinbarungen mit Großbritannien und Deutschland neu zu verhandeln. Zudem werden Stimmen laut, den eigenen Strom aus Wasserkraft zuerst im Land zu verwenden, anstatt ihn zu exportieren.
Diese Maßnahme könnte jedoch schwierig umzusetzen sein. In Europa existiert ein integrierter Energiemarkt, in dem Strom je nach Produktion und Bedarf zwischen den Ländern gehandelt wird. Norwegen exportiert Strom, kauft aber auch ein – aktuell zu deutlich höheren Preisen. Die Verbraucher werden durch staatliche Subventionen weitgehend vor den hohen Kosten geschützt.